Das Kulturforum Türkei e.V. organisierte am 21. Juni 2014 einen Besuch der Ausstellung „Sylvette, Sylvette, Sylvette. Picasso und das Modell“ in der Kunsthalle Bremen. Begleitet wurde der Besuch von dem Referenten Detlef Stein.
Im Frühling 1954 traf Picasso die junge Sylvette David in Vallauris an der Côte d’Azur. Für mehrere Monate wurde die Neunzehnjährige Picassos Muse und Quelle der Inspiration. Während der Sitzungen entstanden mehr als 50 Porträts in einer Vielzahl von künstlerischen Medien. Voller Schaffensdrang nutzte Picasso all seine technischen und stilistischen Ausdrucksmöglichkeiten: Mühelos variierend zwischen realistischen Abbildungen und kubistischen Abstraktionen, schuf der Künstler Gemälde, Zeichnungen, Skulpturen aus gefaltetem und bemaltem Blech wie auch Keramiken.
Schon 1954 wurde die Sylvette-Serie zur Mediensensation: Renommierte Künstlerfotografen und Reporter hatten die schöpferische Zusammenkunft von weltberühmtem Maler und jungem Modell in Vallauris dokumentiert. Hochgewachsen und mit blondem Haar entsprach Sylvette nicht nur dem weiblichen Schönheitsideal dieser Zeit – sie formte dieses Ideal selbst. Man sagt, die junge, bis dahin kaum bekannte, Brigitte Bardot habe ihr äußeres Erscheinungsbild nach Sylvettes Vorbild verändert und ihr braunes Haar blond gefärbt, als sie von Picassos neuester Werkgruppe las.
Bereits 1955 erwarb die Kunsthalle Bremen ein bedeutendes Gemälde aus dem Sylvette-Zyklus. Mit herausragenden Leihgaben aus aller Welt widmet das Museum nun, 60 Jahre nach Entstehung der Serie, dieser wichtigen Werkgruppe in Picassos Schaffen erstmalig eine eigene Ausstellung. Die Ausstellung stellt die Sylvette-Serie in den historischen Kontext der 1950er Jahre und präsentiert Picassos Werk dieser Zeit als greifbaren Ausdruck des ästhetischen und populärkulturellen Zeitgeistes. Chronologisch rahmen Darstellungen von Picassos Lebensgefährtinnen Françoise Gilot und Jacqueline Roque die Sylvette-Serie ein. Historische Fotografien, u.a. von François Pages, Edward Quinn und André Villers, dokumentierten die Begegnung von Maler und Modell.